Warum wir manchmal eingeschnappt sind –  was wirklich dahintersteckt

Kennst du das?

Ein Gespräch läuft schief, ein Satz trifft dich unangenehm – und ehe du dich versiehst, ziehst du dich innerlich oder sogar ganz zurück. Vielleicht meldest du dich nicht mehr. Oder du spürst diesen kleinen, trotzigen Stich: „Na gut – dann eben nicht!“

So unterschiedlich unsere Reaktionen auch aussehen mögen – sie haben oft tiefere Ursachen, die mehr mit uns selbst zu tun haben als mit dem anderen. Und sie sind psychologisch gut erforscht.

Wenn unser Selbstbild wankt

Stell dir vor, du gibst dir große Mühe, in deiner Rolle – als Mutter, Kollege, Vereinsmitglied – alles richtig zu machen. Und dann sagt jemand beiläufig: „Ach, das hast du jetzt aber nicht gut gelöst.“

Autsch.

Was da schmerzt, ist nicht nur der Satz. Es ist die Infragestellung deines Selbstbildes.

Die Self-Verification Theory erklärt genau das: Menschen wollen in dem bestätigt werden, wie sie sich selbst sehen. Wenn wir also glauben, zuverlässig, herzlich oder kompetent zu sein – und dann anders wahrgenommen werden – empfinden wir das oft als kleinen inneren Bruch. Und reagieren mit Rückzug oder Rechtfertigung.

Wenn unser Freiheitsgefühl bedroht ist

Kennst du Sätze wie:

„Du solltest dich wirklich mal melden.“

„So wie du dich benimmst, ist das nicht okay.“

Dann meldet sich ein anderes psychologisches Prinzip: die psychologische Reaktanz.

Sobald wir das Gefühl haben, jemand engt uns emotional ein oder versucht, uns zu etwas zu drängen, entsteht innerer Widerstand – selbst wenn wir wissen, dass der andere Recht haben könnte.

Reaktanz ist wie ein kleines inneres Kind, das ruft: „Ich mach das aber nur, wenn ich es will!“

Wenn wir Kränkungen nicht loswerden

Du denkst dir: „Ist doch nicht so schlimm, das vergesse ich wieder.“

Und dann, Stunden später, taucht der Gedanke plötzlich wieder auf.

Genau hier schlägt die Ironic Process Theory zu: Je mehr wir versuchen, einen Gedanken nicht zu denken, desto hartnäckiger kehrt er zurück.

Das bedeutet: Wenn wir gekränkt sind, nützt es oft nichts, das Gefühl wegzudrücken – es arbeitet weiter im Hintergrund. Der Rückzug kann also auch eine Art Schutz sein, um das Gefühl nicht ständig zu spüren.

Wenn Ablehnung besonders weh tut

Manche Menschen reagieren besonders empfindlich, wenn sie das Gefühl haben, abgelehnt zu werden. Schon kleine Anzeichen – eine späte Antwort, ein ironischer Kommentar – reichen aus, um in Selbstzweifel zu geraten.

Die Forschung spricht hier von Rejection Sensitivity – also einer erhöhten Wachsamkeit gegenüber Zurückweisung. Wer das kennt, zieht sich oft vorsorglich zurück, bevor es noch schlimmer wird.

Das Problem: Dadurch wird echter Kontakt schwieriger – obwohl Nähe und Klärung eigentlich helfen würden.


 

Was du daraus machen kannst

🧭 Wenn du dich in diesen Mustern wiedererkennst: Du bist nicht allein. Diese Reaktionen sind verständlich – und sie sind veränderbar.

  • Statt sofort zu reagieren, frag dich: „Was wurde in mir getroffen – und was brauche ich gerade wirklich?“

  • Sprich über dein Erleben, ohne Schuld zuzuweisen. Die GFK bietet hier wunderbare Formulierungen wie: „Ich habe gemerkt, dass ich mich zurückgezogen habe, weil mir Anerkennung so wichtig ist.“

  • Erforsche deine Gedanken: Mit The Work oder EmTrace kannst du herausfinden, ob die Geschichte in deinem Kopf wirklich wahr ist – oder ob sie dich nur leiden lässt.

 


Fazit: Rückzug ist verständlich – und doch gibt es einen kraftvolleren Weg

Unsere automatischen Reaktionen – eingeschnappt sein, sich zurückziehen oder den Kontakt abbrechen – sind zutiefst menschlich. Sie schützen uns vor gefühlter Ablehnung, vor dem Schmerz, nicht gesehen oder verstanden zu werden. Und doch: Auf Dauer kosten sie Verbindung, Lebendigkeit und manchmal sogar wichtige Beziehungen.

Die gute Nachricht: Es gibt eine Alternative.

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) zeigt uns, wie wir uns aufrichtig mitteilen können – ohne Vorwürfe, Schuld oder Drama. Sie lädt uns ein, unsere inneren Beweggründe zu erforschen und in einer Sprache auszudrücken, die Verbindung schafft – auch wenn wir uns verletzt fühlen.

Statt zu sagen: „Du hast mich verletzt – so geht man nicht mit mir um!“

… könnten wir sagen:

„Als du das gesagt hast, habe ich mich zurückgezogen, weil mir Wertschätzung und gesehen werden so wichtig sind. Ich wünsche mir, dass wir darüber sprechen können.“

Das ist mutig. Es ist verletzlich.

Doch es ist auch die Chance, echt gehört und gesehen zu werden – so wie wir wirklich sind.

Genau hier beginnt Entwicklung.

Und genau hier beginnt echte Beziehung.

 


Weiterführende Quellen (für alle, die tiefer einsteigen möchten):

  • Swann, W. B. (Self-Verification Theory)

  • Brehm, J. W. (Reactance Theory)

  • Wegner, D. M. (Ironic Process Theory)

  • Downey & Feldman (Rejection Sensitivity)

  • Baumeister et al. (Frustration-Aggression Hypothese)


 

Du willst diesen Mustern auf die Spur kommen – mit Herz, Verstand und Klarheit?

In meinen Coachings und Workshops arbeiten wir genau an diesen Punkten – mit wissenschaftlich fundierten Methoden und viel Raum für deine persönliche Entwicklung.

👉 Schreib mir gern, wenn du neugierig bist ->  info@resilienztraining-birk.de

oder buche dir ein Einführungswochende in die GFK (Gewaltfreie Kommunikation)